Frische Brise

Kira Kotliar 
Papierarbeit
Kira Kotliar 
Papierarbeit

06.04.2024 bis 04.05.2024

Im Frühling weht ein frischer Wind durch die Handwerksform Hannover, denn wir haben die Kunsthandwerker*innen in Deutschland gefragt, woran sie denken, wenn sie den Begriff „Frische Brise“ hören. Die Antworten sind wie immer sehr unterschiedlich ausgefallen. Manchen fällt dabei ein warmer Sommerwind ein, manche denken an Bootsfahrten auf einem See, an leicht geblähte Segel, an Textilien mit maritimen Dekors oder einen schützenden Mantel gegen einen kühlen Wind. 31 Teilnehmer*innen aus den Materialbereichen Edelmetall, Glas, Holz, Keramik, Papier, Schmuck und Textil beleuchten das Thema. Die Ausstellung startet am Wochenende der Europäischen Tage des Kunsthandwerks 2024. 

Holz

Guido Metz und Michael Kindler schauen bei ihren Entwürfen gern über den Tellerrand hinaus und suchen nach neuen Sichtweisen und Materialien für Altbewährtes. In die Ausstellung entsenden sie einen Räucherwal. Ein Entwurf mit einem Augenzwinkern, denn das altbekannte Räuchermännchen kommt in neuer Form als Wal daher, dessen Wasserfontäne hier durch den Rauch des abbrennenden Weihnachtskegels ersetzt wird.

Schmuck und Gerät

Heike Kreyßing verwendet für ihren Schmuck maritime Materialien, die durch die Wellen und eine frische Brise an den Strand gespült werden: Treibholz, Seetang, Bernsteine. Gern nutzt sie auch Seetang, der frisch angespült und noch nass und glänzend, wunderschön aussieht. Mit seiner Färbung von grün bis braun und den vielen dicken Blasen bietet er sich gerade zum Mitnehmen an. Doch schon nach kurzer Zeit ist er trocken, wird schrumpelig und brüchig. Kreyßing hat lange experimentiert und eine Methode gefunden, Seetang wieder zu rehydrieren, geschmeidig und glänzend und vor allem fast geruchlos zu machen. Um ihre Meeresschätze zu Schmuckstücken werden zu lassen, häkelt sie aus Baumwollgarnen eine Art Grundplatte auf der alle Naturmaterialien arrangiert und mit Garnen oder Drähten befestigt werden. Meist werden dabei auch noch Elemente aus 925er Silber mit einbezogen. 

Als Wahl-Kielerin und Küstenbewohnerin haben es Meike Kröger schon immer maritime Formen und Themen angetan. Die ausgebildete Goldschmiedin widmet sich in ihren freien künstlerischen Arbeiten dem Thema des Unterwegs-Seins, Ankommens und Aufbrechens. Boote, locker gezeichnet und handwerklich-plastisch oder illustrativ in Messing umgesetzt, transportieren Passagiere, Träume, Hoffnungen. Beschwingt wird mit wehenden Haaren auf den Wellen gesurft, kleine Dampfer stechen in See und die Windsbraut wirft die Angel aus. Fernweh, Reiselust und Abschiedsschmerzen gehen Hand in Hand an Bord, begleitet von Neugierde, Vorfreude und Fantasie. Treibhölzer, gesammelt an den Stränden von Nord – und Ostsee, sind die Träger der kleinen Flotten. In Verbindung mit den sorgfältig hergestellten Messingformen thematisiert das Treibholz das Vergängliche, das Zufällige und Vorläufige. Für eine vorher nicht bestimmbare Zeitspanne werden die Stücke zu Kunstwerken, landen auf kleinen Sockeln, bekommen Bedeutung.

Textil 

Gudrun Beerbohm diente die Flower-Power Bewegung der 70er Jahre als Inspirationsquelle für eine Kollektion von losen Mänteln und Hosenkleidern aus naturbelassenem Leinen, die im handwerklichen Siebdruckverfahren mit Blumenmotiven bedruckt wurden. Eine großzügige Schnittgestaltung bewirkt zusammen mit den großflächig angelegten floralen Druckmotiven in klarem Blau eine fröhlich lässige Stimmung. Die grobe Stoffstruktur des weichen Grundmaterials und schnitttechnische Details wie Taschen und Nähte tragen alternierend mit dem Druckvorgang und dem Zufall ihren Teil zur Gestaltung bei, mit dem Ergebnis, dass das brüchige, unvollkommene Druckbild und die kontrastierende Farbgebung von kaltem Blau und Beige zu einem ausgewogenen Gesamtbild verschmelzen. Die organischen Druckmotive und die großzügigen Kleiderschnitte bilden ein harmonisches Ganzes. 

Ganz anders der Ansatz von Barbara Hattrup. Sie hat sich überlegt, dass es bei einer frischen Brise durchaus wichtig sein kann, dass man ein Plaid zum Wärmen zur Hand hat. Ihre Serie „altwieneu“ umfasst Allzweckdecken, die aus alten Baumwoll-Herrenoberhemden gefertigt sind. Die Rückseite ist aus Waffelpiqué. Die Decken sind jeweils ca. 1,90 x 1,30 groß und verzichten auf jegliche Synthetik-Füllung. 

Die gewebten Schals von Imke Henze bestechen durchdie kräftigen Farben in klaren Tönen. Farben, die von der nördlichen Region zwischen den Meeren, wo Henze lebt und arbeitet, beeinflusst sind. Die Verwendung von reinen Naturfasern in sommerlicher Anmutung unterstreicht den maritimen Charakter. 

Keramik 

Katharina Böttcher liebt den Hamburger Hafen, das Wasser und das Meer. Das wird in ihren Keramikarbeiten sofort deutlich. Die Frauen im Boot sind mit unterschiedlicher Brise unterwegs. Die eine mit dem Wind, die andere dagegen. Beide Keramikobjekte sind in Aufbautechnik entstanden, engobiert, glasiert und bei 1240 Grad im Elektroofen gebrannt. 

Metall

Beate Gegenwart stammt ursprünglich aus Deutschland und lebt nun zu gleichen Teilen in Deutschland und in Wales. In Wales lebt sie am Meer und ist jeden Tag den starken Winden und wechselnden Wetterbedingungen mit Blick auf den Atlantik ausgesetzt. In Deutschland bestimmen Stille, Ruhe und eine sanfte Brise ihr Leben. Diese gelebte Erfahrung der Elemente spiegelt sich in ihren Zeichnungen und anschließend in den subtilen Bewegungen und Linien ihrer Emailarbeiten wider. Alle Objekte beginnen mit einem anfänglichen Zeichenprozess als „Probe“ für die einzuschneidenden dauerhaften Markierungen. Jedes Stück wird sorgfältig gezeichnet, geritzt und abgeschliffen. Das Kunstwerk wird dann mehrmals gebrannt und erneut gebrannt, wodurch ein Element des „Zufalls“ entsteht, das handgemachte Zeichen unvorhersehbar und intim.

Papier

Schön rumhängen! Die Gestaltung, die Entwicklung und die Herstellung von modernen Mobiles ist seit 30 Jahren das Metier der Künstlerin und Designerin Annette Rawe. Die leichten Materialien, Papier und Draht eröffnen ihr unzählige Möglichkeiten, große Formate und unterschiedlichste Ausdrucksformen. Es sind im Laufe der Zeit verschieden Kollektionen entstanden. Kleinformatige Mobiles werden in Serie von Hand hergestellt. Großformatige Mobiles sind Einzelstücke. Hierbei spielt für die Künstlerin weniger, wie beim klassischen Mobile, das Ausbalancieren mehrerer Teile die große Rolle. Es ist eher die Komposition aus verwandten Elementen und deren Proportionen und Abstände zueinander. Gut gestaltete Bögen sind ein Ausdrucksmittel die ein Objekt harmonisch oder auch dynamisch machen. 

Sonstiges

Und dann gibt es noch zwei echte Highlights. Wir zeigen eine Öko-Jolle, die von Holger Ambroselli gemeinsam mit Tobias Schadewaldt umgesetzt wurde. Und ein SUP von Heiner Haass. Wer dazu noch mehr wissen möchte, sollte unbedingt die Termine der Ausstellungsführungen beachten.

Teilnehmer*innen

Holger Ambroselli &
Tobias Schadewaldt Bootsbau
Alexandra Bahlmann Schmuck
Gudrun Beerbohm Textil
Katharina Böttcher Keramik
Maike Dahl Schmuck
Hergen Garrelts Holz
Beate Gegenwart Metall
Heiner Haass Bootsbau
Iris Haschek Glas
Barbara Hattrup Textil
Imke Henze Textil
Dora Herrmann Textil
Klaus U. Hilsbecher Glas
Michael Kindler &
Guido Metz Holz
Kira Kotliar Papier
Heike Kreyßing Textil
Meike Kröger Edelmetall
Marina Krog Textil
Sabine Lang Schmuck
Natalia Lenzendorf Keramik
Katja Liebig Papier
Esther Mann Textil
Gabriele Marl Fotografie
Patrizia Mund Glas
Gitta Pielcke Edelmetall
Caroline Raffauf Textil
Brigitte Rambold Edelmetall
Annette Rawe Papier
Dagmar Schwald Papier
Susanne Schwarz Papier
Christine Sieber Papier
Christine Wiegelmann Papier
Artemis Zafrana Schmuck

Ausstellungseröffnung

Freitag, 05.04.2024, 19-21 Uhr

Begrüßung
Stephanie Wlodarski
Vizepräsidentin der Handwerkskammer Hannover

Einführung in die Ausstellung
Dr. Sabine Wilp
Leiterin Handwerksform Hannover

Ausstellungsführungen
Donnerstag, 11.04.2024 , 16.30 bis 17.30 Uhr
mit Heiner Haass (Stand-up Board)

Donnerstag, 25.04.2024, 16.30 bis 17.30 Uhr
mit Holger Ambroselli und Tobias Schadewaldt (Öko-Jolle)

Europäische Tage des Kunsthandwerks
05.04.2024 bis 07.04.2024
Die Handwerksform Hannover ist ausnahmsweise auch am Sonntag von 12 – 17 Uhr geöffnet.
Ein Überblick über alle Teilnehmer*innen der Region Hannover – Hildesheim unter:
https://hannover.kunsthandwerkstage.de

Öffnungszeiten
Dienstag bis Freitag 12 – 19 Uhr, Samstag 12 – 17 Uhr
Sonntag, Montag und an gesetzlichen Feiertagen geschlossen 
(wenn nicht anders angegeben)