07.09.2024 bis 05.10.2024
Zu einem leckeren Essen gehört ein fein gedeckter Tisch. Denn das Auge isst mit. Ob Frühstück, Mittag- oder Abendessen, Kaffeetafel oder Teezeremonie: feines Porzellan, edle Gläser, schönes Besteck, Tischdecken, Servietten, Kerzenleuchter und vieles mehr gehören einfach dazu. Ganz gleich, ob die Tafel opulent, bunt oder puristisch gestaltet werden soll.
Der Silberschmied Ralf Auerbach beschäftigt sich vor allem mit Gerät für den Gebraucht. Seine Arbeit ist charakterisiert durch den Hammerschlag, der das Objekt formt. Die Textur des Eisen, wenn es gehämmert und aus dem Feuer kommt, steht im Kontrast zu dem polierten Silberrand. Eine spannungsreiche Kombination und ein besonderes Erlebnis für die Sinne über die reine Form hinaus.
Auch bei Marit Bindernagel stehen Schmiedearbeiten, die uns im Alltag bei Tisch erfreuen, im Vordergrund. Allerdings setzt die Silberschmiedin ganz auf das edle Metall Silber. Eine angenehme Haptik bei der Benutzung ist ihr besonders wichtig. Das wird vor allem bei ihren Zuckerlöffeln deutlich, die anstelle eines Löffelstils über ein Griffmulde funktionieren und so zu einem richtigen Handschmeichler werden. Bei ihren Leuchtern spielt Bindernagel mit den Formen. Die Kerze steckt in einem tropfenförmigen Halter, der in einer schräg und scheinbar schwebenden runden Scheibe sitzt. Klassische Eleganz und ein spielerisches Element verbinden sich hier kongenial.
Sylvia Bünzels Läufer für Tisch und Tafel sind etwas ganz Besonderes. Material und Struktur unterstreichen die Tischsituation. Festlicher Glanz oder klare, leichte Töne, feines Leinen, Papiergarne oder gröbere Jute – ihre Textilien schmücken, ergänzen und unterstreichen. Und was besonders wichtig ist: alle Läufer können auf Maß gefertigt werden.
Messer sind ein elementarer Bestandteil der Tafelkunst. Janos Freuschle und Michael Schimmel konzipieren und produzieren seit 2017 gemeinsam hochwertige Taschen- und Küchenmesser, bei denen traditionelle Handwerkskunst mit modernen Techniken und Materialien verschmelzen. Michael Schimmel, ein äusserst erfahrener Damaszenerschmied, ist verantwortlich für das Schmieden und Schleifen der Klingen sowie für die Herstellung der Griffe aus traditionellen Materialien. Der Produktdesigner Janos Freuschle verleiht den Messern eine zusätzliche Facette, indem er kaputte Kunststoffgegenstände in einzigartige Messergriffe umwandelt. Sein besonderes Augenmerk liegt dabei auf samtigen und farbenfrohen Oberflächen. Diese entstehen ohne Zugabe von Pigmenten durch Erhitzen der Kunststoffe in einer selbst gebauten Maschine und anschließendes Pressen in neue Formen.
Wie so oft schauen wir in unseren Ausstellungen gern auch mal über den Tellerrand des “funktional Schönen” hinaus. Daher freuen wir uns sehr, dass wir die Arbeit “Fingerfood Buffet” von Antje Gerhardy zeigen können, mit der die Keramikerin mehr Bewusstheit für das eigene Essverhalten erzeugen möchte. Das Buffet ist angelehnt an die barocke Tischkultur. Das Buffet als Bühne. Figuren, Schalen und Fingerfood bilden eine Einheit und erzählen die Geschichte von Alice im Wunderland.
Das zähflüssige Glas zu formen, ihm Leben einzuhauchen und in einem schweißtreibenden, körperlichen Schaffensakt Gestalt zu verleihen, das ist Pia Hoffs Profession. Die Werke der gelernten Glasmacherin bewegen sich dabei an den Schnittstellen zwischen Kunst, Handwerk und Design. Teils minimalistisch, teils verspielt, überzeugen die mundgeblasenen Unikate von Pia Hoff durch klare Formen, außergewöhnliche Farbkombinationen und viel Liebe zum Detail. Traditionelle Handwerkskunst gepaart mit zeitgenössischem Design finden hier zusammen. Mundgeblasene Karaffen und Wassergläser; dazu frei von Hand geformte, organische Kerzenleuchter und farbenfrohe Blumenvasen – ob bunt oder puristisch: Bestückt mit dieser Kunst für den Esstisch, wird die Tafel zum stilvoll inszenierten Hingucker.
Die Kollektion von Katy Jung umfasst Speisegeschirr, Wohnaccessoires und Unikate. Seit 2017 kombiniert sie darüber hinaus historische Figuren mit ihren Gefäßen und interpretiert diese neu. So entsteht eine Fusion an Tafelporzellanen, die verschiedene Epochen der traditionellen Porzellanherstellung miteinander verbinden.
Leuchter dürfen auf keinem schön gedeckten Tisch fehlen. Die Leuchter von Helmut Menzel werden aus einem Block Porzellan und Steinzeug geschnitten. Wie kleine Skulpturen stehen sie auf dem Tisch, grob und fein, unglasiert, glasiert, farbenreich oder dezent. Als der Leuchter noch die Taschenlampen ersetzte, musste er leicht und gut handhabbar sein, um den Weg in das Bett oder Örtchen zu finden, schreibt Helmut Menzel. Auf der Tafel kann ein Leuchter ausladend sein, mit breitem Fuß, der Standfestigkeit verleiht, wie ein Kandelaber. Im schönen Kontrast dazu entwickelt Ludwig Menzel seinen aus Bronze gegossenen Leuchter, bei dem die Kerzen einarmig angehoben werden und dadurch über der Tafel schweben.
Ob für Obst, Brot oder Blumen, geflochtene Körbe und andere Gefäße sind nicht nur praktische Gegenstände, sondern auch eine tolle Möglichkeit, einen Tisch zu verschönern. Flechten ist heutzutage ein seltenes Handwerk und unter der Flechttechniken gibt es solche, wie die Wulstwickeltechnik, die noch seltener sind. Mélanie Richet hat diese Technik, die traditionell unter anderem für Bienenkörbe benutzt wird, für sich wieder entdeckt. Ihr ist es wichtig, alte Techniken und das damit verbundene Wissen zu erhalten, nicht nur, weil sie zu unserem Kulturerbe gehören, sondern auch, weil sie zeitgemäß und insbesondere in Hinsicht auf die Nachhaltigkeit zukunftsorientiert sind. Mit ihren Gefäßen zeigt sie eine neue Interpretation der Wulstwickeltechnik. Sie nutzt gefärbtes Stroh statt Naturstroh, sehr dünnes farbiges Leinengarn statt breiterer Schienen und arbeitet mit einer sehr dünnen Wulst. So entstehen sehr ästhetische Gefäße, die durch ihre fast archaische Anmutung und die leichte, sanfte Bewegung der Form und die besondere Farbigkeit bestechen.
Die runden Glasgefäße von Justine Vincent laden zu Geselligkeit und Heiterkeit ein. Sie alle stehen für eine besondere Geschichte, genau wie jede Person am Tisch, die ihre Erfahrung einbringt, ihre Kultur, ihre Sprache und wahrscheinlich auch ihre Meinung mitbringt. Alles kann diskutiert oder debattiert werden, und es ist nicht sicher, dass wir uns immer verstehen. Aber das Wichtigste ist, dass man sich trifft, in einem Moment des Teilens und des Austauschs. Die so gemeinsam verbrachte Zeit kann ein Ankerpunkt und der Startpunkt für neue Geschichten sein.
Teilnehmer*innen
Chiaki Asanuma Glas
Ralf Auerbach Metall
Marit Bindernagel Edelmetall
Sylvia Bünzel Textil
Maike Dahl Edelmetall
Dennis Demand Keramik
Antje Dienstbir Edelmetall
Simone Fezer Glas
Stefanie Franke Textil
Janos Freuschle &
Michael Schimmel Metall
Hergen Garrelts Holz
Antje Gerhardy Keramik
Susanne Goldbach Edelmetall
Jan Hebach &
Sophie Kloess Edelmetall
Sebastian Hepp Metall
Pia Hoff Glas
Ayaka Iwabu Keramik
Kathy Jung Keramik
Michael Kindler &
Guido Metz Porzellan
Mathias Kirchhoff Holz
Verena Klette Edelmetall
Natalia Lenzendorf Porzellan
Petra Luckner Textil
Sören Meier Holz
Helmut Menzel Keramik
Ludwig Menzel Edelmetall
Birgit Morgenstern Textil
Sandra Nitz Porzellan
Cornelius Réer Glas
Mélanie Richet Strohmarketerie
Ulrike Sandner Porzellan
Heinrich Andreas Schilling Holz
Valentin Schneider Holz
Claudia Schoemig Porzellan
Michael Schwarzmüller Glas
Susanne Steckel Keramik
Justine Vincent Glas
Fabio Vogel Glas
Christoph Weißhaar Edelmetall
Ausstellungseröffnung
Freitag, 06.09.2024, 19 – 21 Uhr
Begrüßung
Thomas Gehre
Präsident der Handwerkskammer Hannover
Einführung in die Ausstellung
Dr. Sabine Wilp
Leiterin Handwerksform Hannover
Künstlergespräch:
Donnerstag, 12.09.2024, 16:30 –17:30 Uhr
Maike Dahl, Silberschmiedin
Donnerstag, 26.09.2024, 16:30 –17:30 Uhr
Sylvia Bünzel, Handweberin
Öffnungszeiten der Ausstellung:
Dienstag bis Freitag 12 bis 19 Uhr, Samstag 12 bis 17 Uhr
Sonntag, Montag und an gesetzlichen Feiertagen geschlossen
Der Eintritt ist kostenfrei.